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MoinMoin im Gespräch mit Uwe Mussack vom WEISSEN RING

Das Ziel: Zurück zum normalen Leben

Uwe Mussack ist Leiter der Außenstelle Nordfriesland-Nord des „WEISSEN RINGS“. Foto: Barkmann

Das Team der Außenstelle Nordfriesland-Nord: (v.l.) Susanne Borrett (halb), Christel Nowinski, Petra Drinkmann, Rolf Johannsen, Uwe Mussack, Kathrin Kreuseler (stellv. Außenstellenleiterin) und Manuela Söller-Winkler (Landesvorsitzende). Es fehlen Petra Petersen-Braun und Carsten Dummann. Foto: Harald Rothe

Niebüll/NF (hb) – Der „WEISSE RING“ ist den meisten Menschen in Deutschland als Hilfsorganisation für Opfer von Gewalttaten bekannt. Und doch wird die sehr wichtige Arbeit des Vereins, in dem vor Ort ausschließlich ehrenamtliche Mitglieder tätig sind, selten wahrgenommen. Das ist eigentlich schade, aber doch erklärbar. Denn die Menschen, denen geholfen wird, sind alle Opfer von Straftaten geworden und müssen daher geschützt werden. Uwe Mussack stand der MoinMoin dazu für ein Gespräch zur Verfügung. Er leitet seit 2018 die Außenstelle Nordfriesland-Nord des „WEISSEN RINGS“. Für ihn gehört ein Ehrenamt einfach zum Leben dazu: „Ehrenamtliche Arbeit gibt einem wirklich viel“, ist seine Lebenseinstellung.

Der „WEISSE RING“ wurde im Jahr 1976 unter Mitwirkung von Eduard Zimmermann gegründet und hat menschlich und politisch in dieser Zeit sehr viel erreicht.

MoinMoin: „Herr Mussack, wie ist der WEISSE RING hier im Kreisgebiet aufgestellt?“
Uwe Mussack: „Hier im nördlichen Bezirk des Kreises sind wir acht ehrenamtliche Mitarbeiter/innen, die sich um Menschen kümmern, die Opfer von Straftaten geworden sind. Im südlichen Kreisgebiet leitet Ines Dircks eine weitere Geschäftsstelle mit neun Ehrenamtlern. Beide Außenstellen arbeiten dabei eng zusammen“.

MoinMoin: „Was machen Sie genau?“   
Uwe Mussack: „Wir kümmern uns um Menschen, die Opfer von Kriminalität geworden sind. Dazu zählen Einbruch und Diebstahl, Stalking, Mobbing, körperliche Gewalt und Tötungsdelikte.

MoinMoin: „Wer darf zu ihnen kommen, wie ist die Kontaktaufnahme?
Uwe Mussack: „Jede Person, die Opfer von Kriminalität geworden ist, darf zu uns kommen. Wir halten das Angebot der Kontaktaufnahme sehr niederschwellig. Eine Anzeige bei der Polizei ist keine Voraussetzung für unsere Hilfe. Ein Anruf oder eine Mail an uns genügt, dann besprechen wir das weitere Vorgehen mit den Betroffenen. Vertraulichkeit ist selbstverständlich.

MoinMoin: „Wie helfen Sie den Opfern“?
Uwe Mussack: Das Wichtigste ist erst einmal, den Opfern zuzuhören. Das hilft den Menschen ungemein. Dann versuchen wir, ihnen Wege aufzuzeigen, das Problem zu bewältigen. Wir sind dabei oft eine Art Lotse. Dabei arbeiten wir eng mit anderen Organisationen zusammen. Wir können den Opfern oft eine kurzfristige psychologische Betreuung vermitteln und begleiten sie zum Beispiel zu Behörden und Gerichtsverhandlungen. Wir können, beispielsweise nach Diebstahl, auch unkompliziert materielle Soforthilfe leisten oder auch eine erste Rechtsberatung vermitteln. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Opferhilfe sogar die Renovierung der Wohnung oder den Umzug beinhalten. Unser Ziel ist, dass das Opfer und seine Angehörigen wieder in ein normales Leben zurückfinden können.

MoinMoin: „Haben sich die Straftaten in Zeiten der Pandemie verändert“?      
Uwe Mussack: „Ja, vor allem die häusliche Gewalt hat stark zugenommen.

MoinMoin: „Machen Sie auch Präventionsarbeit“?
Uwe Mussack: „Ja, wir werden oft zu Veranstaltungen geladen und geben gerne Vorträge zu Stalking, Trickbetrügern und Einbrüchen. Leider war das in letzter Zeit kaum möglich.

MoinMoin: Wie gehen Sie persönlich mit den Eindrücken um“?
Uwe Mussack: „Die Probleme darf man natürlich nicht an sich rankommen lassen. Ich kann da recht gut abschalten, das habe ich auch schon zu meiner Zeit als Leiter der Niebüller Feuerwehr gekonnt. Neuen Mitarbeitern wird das schon bei den Einführungsseminaren vermittelt und ist auch immer wieder Thema bei Fortbildungsveranstaltungen.  

MoinMoin: „Was wünschen Sie sich für den „WEISSEN RING“?
Uwe Mussack: „Menschen, die bei uns mitarbeiten möchten und viele fördernde Mitglieder. Wir würden uns wirklich über neue Kolleginnen und Kollegen freuen. Sie dürfen auch sehr gerne etwas jünger sein. In zwei Wochenendseminaren und der Hospitation bei erfahrenen Kolleg/innen wird man auf die Aufgaben gut vorbereitet. Aktuelle Fälle werden außerdem im Team besprochen.

Der Verein finanziert sich ausschließlich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Schon ab 2,50 Euro pro Monat kann man sich als förderndes Mitglied beteiligen. Kontaktdaten sind auf der Website zu finden.